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Silvester mit Hund: Der ultimative Guide für einen entspannten Jahreswechsel


Feuerwerk

Für uns Menschen bedeutet Silvester oft ausgelassene Stimmung, Sektkorken und ein farbenfrohes Feuerwerk am Nachthimmel. Für unsere Hunde ist es oft die schlimmste Nacht des Jahres. Die Knallerei, die grellen Blitze und der Geruch von Schwarzpulver versetzen viele Vierbeiner in pure Panik.

Doch man ist dieser Situation nicht hilflos ausgeliefert. Mit der richtigen Vorbereitung, dem passenden Management am Tag X und viel Verständnis kannst du deinem Hund helfen, gut ins neue Jahr zu kommen. Dieser Guide führt dich durch alle Phasen – von Wochen vor dem Fest bis zum Neujahrsmorgen.


Warum haben Hunde eigentlich so große Angst?


Um unseren Hunden zu helfen, müssen wir erst verstehen, was in ihnen vorgeht. Hunde nehmen ihre Umwelt viel intensiver wahr als wir:

  1. Das Gehör: Hunde hören Frequenzen, die für uns unhörbar sind, und sie hören deutlich lauter. Ein Böller, der für uns nur laut ist, ist für ein Hundeohr fast schon körperlicher Schmerz.

  2. Die Unvorhersehbarkeit: Ein Gewitter kündigt sich oft durch Luftdruckveränderungen an. Ein Böller hingegen kommt aus dem Nichts. Diese Unvorhersehbarkeit löst einen massiven Kontrollverlust aus.

  3. Der Geruch: Verbranntes Feuerwerk riecht intensiv. Für Hunde, die „Nasentiere“ sind, signalisiert Brandgeruch evolutionsbiologisch Gefahr (Feuer).


Es handelt sich also nicht um „Zimperlichkeit“, sondern um einen tief verankerten Überlebensinstinkt.


Phase 1: Die langfristige Vorbereitung (Wochen vorher)


Wer einen ängstlichen Hund hat, sollte nicht erst am 30. Dezember mit dem Training beginnen.


Geräuschdesensibilisierung

Es gibt spezielle CDs oder Playlists auf Spotify und YouTube mit Feuerwerksgeräuschen.

  • So geht’s: Spiele die Geräusche anfangs sehr leise ab, während der Hund etwas Tolles macht (Fressen, Spielen, Kuscheln).

  • Steigerung: Über Wochen hinweg erhöhst du die Lautstärke minimal.

  • Wichtig: Dein Hund darf dabei keine Angst-Reaktion zeigen! Zeigt er es dennoch? Gehe zwei Schritte zurück. Gern unterstütze ich dich hier im Training.


Die Sicherheitszone (Safe Space)

Richte deinem Hund einen Rückzugsort ein. Das kann eine Box sein, die mit schweren Decken abgedunkelt ist (Höhlencharakter), oder ein Platz im ruhigsten Raum der Wohnung (oft das Badezimmer oder der Keller).

  • Verknüpfe diesen Ort schon Wochen vorher mit Entspannung und Kauartikeln.

  • Dort fühlt sich der Hund sicher und abgeschirmt.


Konditionierte Entspannung & Düfte

Manche Besitzer schwören auf „Relaxopet“ (ein Soundmodul mit unterschwelligen Frequenzen) oder bestimmte ätherische Öle (z.B. Lavendel oder Zirbe), die beruhigend wirken. Diese Reize müssen aber vorher in entspannten Situationen konditioniert werden, damit sie im Stressmoment funktionieren.


Phase 2: Medizinische Unterstützung & Hilfsmittel


Bitte sprich rechtzeitig mit deinem Tierarzt. Es gibt verschiedene Stufen der Unterstützung, je nach Panikgrad des Hundes.


Nahrungsergänzungsmittel

Mittel wie Zylkene (basiert auf Milcheiweiß), CBD-Öl (speziell für Hunde) oder Bachblüten (Rescue Tropfen) können bei leichter Nervosität helfen. Diese benötigen oft eine Vorlaufzeit von 1-2 Wochen.


Der „Eierlikör-Mythos“ (Wichtiges Update)

Einige Tierärzte (wie der bekannte Ralph Rückert) haben die angstlösende Wirkung von Alkohol in geringen Dosen thematisiert.

  • Achtung: Alkohol ist für Hunde giftig! Die Dosierung muss exakt auf das Gewicht und den Gesundheitszustand abgestimmt sein. Experimentiere niemals auf eigene Faust! Kläre das zwingend mit dem Tierarzt ab.


Verschreibungspflichtige Medikamente

Bei echter Panik (Zittern, Speicheln, Einkoten, Fluchtversuche) ist „Augen zu und durch“ keine Option, sondern Tierschutz-relevant.

  • Sileo: Ein Gel, das Geräuschempfindlichkeit dämpft, ohne den Hund körperlich lahmzulegen.

  • Pexion: Ein Epilepsie-Medikament, das auch angstlösend wirkt.

  • Veraltete Mittel (Warnung!): Früher wurde oft Acepromazin (Vetranquil) verschrieben. Hände weg davon! Es legt den Hund körperlich lahm, aber der Geist bleibt wach. Der Hund hat also Panik, kann sich aber nicht bewegen. Das verschlimmert das Trauma massiv.


Verwende niemals ein Medikament an deinem Hund, ohne vorher mit deinem Tierarzt darüber zusprechen!


Phase 3: Die Tage vor Silvester (ab 28. Dezember)


Der Verkauf von Feuerwerk startet und die ersten Böller gehen hoch. Ab jetzt gilt: Safety First!


Sicherung beim Spaziergang

  • Kein Freilauf mehr: Selbst der gehorsamste Hund kann bei einem nahen Knall panisch wegrennen.

  • Doppelte Sicherung: Bei Angsthunden empfiehlt sich ein Sicherheitsgeschirr (aus dem man sich nicht rauswinden kann) plus ein Halsband. Die Leine wird am besten am Körper des Menschen befestigt (Bauchgurt), damit sie nicht aus der Hand rutschen kann.


Überprüfung der Daten

Ist dein Hund gechippt? Und noch viel wichtiger: Sind die Daten bei TASSO oder FINDEFIX aktuell? Sollte der Worst Case eintreten und der Hund entlaufen, ist das seine Lebensversicherung.


Phase 4: Der Tag der Tage – 31. Dezember


Der Tag erfordert ein striktes Management.


Der Zeitplan

  1. Morgens: Mach einen langen, ausgiebigen Spaziergang. Am besten fahrt ihr dafür raus aus der Stadt, tief in den Wald oder in abgelegene Felder, wo kaum geknallt wird.

  2. Mittags: Nur noch kurze Löserunden in hausnaher Umgebung.

  3. Abends: Letzte Löserunde so früh wie möglich (z.B. 20:00 oder 21:00 Uhr), bevor die Knallerei ihren Höhepunkt erreicht. Wenn der Hund sich nicht lösen will: Zwing ihn nicht. Einmal Pipi im Haus ist besser als ein traumatisierter Hund, der weggelaufen ist.


Fütterung

Kohlenhydrate machen satt und müde. Eine extra Portion Nudeln oder Kartoffeln im Futter kann (wenn der Hund es verträgt) für ein angenehmes „Fresskoma“ sorgen. Kauartikel (Rinderkopfhaut, Kong) bauen durch das Kauen Stress ab.


Die Wohnung präparieren ("Der Bunker")

  • Rollläden runter: Das blockiert die Lichtblitze und dämpft den Schall.

  • Fenster zu: Klingt logisch, wird aber oft vergessen (kein Lüften mehr abends).

  • Geräuschkulisse: Fernseher oder Radio laufen lassen. Actionfilme oder laute Musik überdecken die Böllergeräusche von draußen. Auch "Weißes Rauschen" kann dem Hund helfen die lauten Geräusche weniger intensiv wahrzunehmen.



Phase 5: 0:00 Uhr – Der Jahreswechsel


Es geht los. Draußen bricht die Hölle los. Was tust du?


Dein Verhalten

Sei der Fels in der Brandung. Wenn du nervös wirst, ständig zum Hund schaust und „Oh Gott, du Armer“ jammerst, bestätigst du dem Hund, dass etwas Schlimmes passiert.

  • Versuche, Normalität auszustrahlen.

  • Gähnen oder langsames Blinzeln sind Beschwichtigungssignale („Alles ist gut“), die du dem Hund senden kannst.


Darf ich meinen Hund trösten?

JA! Unbedingt.

Es hält sich hartnäckig der veraltete Mythos, man würde die Angst verstärken, wenn man den Hund tröstet. Das ist falsch. Angst ist eine Emotion, kein Verhalten. Man kann Emotionen nicht durch Zuwendung „bestärken“.

  • Wenn dein Hund Schutz bei dir sucht: Gib ihn ihm.

  • Lass ihn auf das Sofa, nimm ihn in den Arm (wenn er das mag), streichle ihn ruhig und fest (kein hektisches Tätscheln).

  • Social Support (soziale Unterstützung) senkt den Stresspegel und den Herzschlag. Ein Hund, der alleine gelassen wird, leidet mehr.


Ablenkung

Manche Hunde sind noch ansprechbar. Hier kann man eine „Party“ feiern. Fliegt ein Böller, fliegt ein Super-Leckerli (Käse, Fleischwurst). Das nennt man Gegenkonditionierung (Knall = Leckerli). Bei panischen Hunden funktioniert das jedoch oft nicht mehr, da der Verdauungstrakt bei Stress abschaltet.


Phase 6: Neujahr (Der Tag danach)


Die Nacht ist überstanden, aber Vorsicht ist immer noch geboten.

  1. Nachzügler: Auch am 1. Januar wird oft noch „Restmunition“ verschossen. Behalte die Leine dran.

  2. Müll: Die Straßen liegen voll mit Böllern, Scherben und Raketenresten. Achte darauf, dass dein Hund nichts frisst (Vergiftungsgefahr durch Schwarzpulvereste) und nicht in Scherben tritt.


Alternativen: Die Flucht


Wenn gar nichts hilft und dein Hund todesmutig leidet, ist die einzige Lösung oft die Flucht.

  • Autobahn: Manche Besitzer setzen sich um 23:30 Uhr ins Auto und fahren bis 0:30 Uhr auf der Autobahn. Dort ist es (meist) leiser und konstant.

  • Flughäfen: In der Nähe von Flughäfen herrscht oft Feuerwerksverbot. Es gibt Hotels am Flughafen, die spezielle „Silvester mit Hund“-Pakete anbieten.

  • Einsame Ferienhäuser: Dänemark (speziell Häuser mit Reetdach, dort ist Feuerwerk streng verboten), Naturschutzgebiete oder einsame Hütten im Wald. Diese müssen aber oft schon im Sommer gebucht werden.


Fazit für ein Silvester mit Hund


Silvester mit einem ängstlichen Hund ist kein Spaß, aber es ist machbar. Der Schlüssel liegt in der Kombination aus Management (Sichern, Abdunkeln), Training (langfristig) und Empathie (Trösten, Dasein).


Das Wichtigste ist: Nimm die Angst deines Hundes ernst. Sei sein sicherer Hafen. Ein Jahr hat 365 Tage – diese eine Nacht schafft ihr gemeinsam. Und wenn ihr am nächsten Morgen entspannt den ersten Spaziergang des Jahres macht, ist der Stress der Nacht meist schnell vergessen.


Ich wünsche euch und euren Vierbeinern einen möglichst stressfreien und sicheren Rutsch ins neue Jahr! 🐾


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