"Hundemalaria" Was wirklich hinter dem irreführenden Begriff steckt
- Martin Krause
- 21. Sept.
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 22. Sept.

Du liebst deinen Hund über alles und möchtest ihn natürlich vor Gefahren schützen. In den letzten Jahren hast du vielleicht schon einmal den Begriff "Hundemalaria" gehört, oft im Zusammenhang mit Reisen in den Süden oder auch bei Spaziergängen hier in der Heimat. Der Name klingt bedrohlich, und das ist er auch – allerdings nicht im Sinne der menschlichen Malaria, die durch Mücken übertragen wird. Lass uns gemeinsam aufklären, was es mit dieser Bezeichnung auf sich hat und wie du deinen geliebten Vierbeiner effektiv vor den echten Gefahren schützen kannst, die Zecken mit sich bringen.
In Wahrheit ist "Hundemalaria" ein umgangssprachlicher Sammelbegriff für mehrere, von Zecken übertragene Krankheiten. Sie haben gemeinsam, dass sie ähnliche, unspezifische Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit und Blutarmut verursachen können, die uns an die menschliche Malaria erinnern. Aber sie werden von ganz anderen Erregern ausgelöst und sind eine ernstzunehmende Bedrohung. Die drei wichtigsten Krankheiten, die unter diesem Begriff zusammengefasst werden, sind Babesiose, Ehrlichiose und Anaplasmose. Wir tauchen jetzt tief in jedes dieser Themen ein.
1. Babesiose: Wenn die roten Blutkörperchen angegriffen werden
Wenn jemand von "Hundemalaria" spricht, meint er meistens die Babesiose. Diese Krankheit ist besonders tückisch, weil sie die roten Blutkörperchen deines Hundes direkt angreift und zerstört. Der Auslöser ist ein winziger, einzelliger Parasit namens Babesia canis, der sich im Speichel infizierter Zecken befindet.
Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus), die ursprünglich aus Südeuropa stammt. In den letzten Jahrzehnten hat sie sich aber aufgrund des Klimawandels und des Reiseverkehrs rasant in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgebreitet. Sie ist nicht mehr nur ein "Reiseandenken", sondern ein lokales Risiko, das du ernst nehmen musst.
Die Symptome einer Babesiose können in einer akuten oder einer chronischen Form auftreten. Im akuten Verlauf, der oft schon wenige Tage nach dem Zeckenstich beginnt, wirst du folgende Anzeichen bemerken, die du auf keinen Fall ignorieren solltest:
Plötzliches, hohes Fieber: Dein Hund fühlt sich heiß an, ist schlapp und zittert eventuell.
Apathie und Appetitlosigkeit: Er will nicht mehr spielen und verweigert plötzlich sein Futter.
Blasse Schleimhäute: Schau dir seine Mundschleimhaut oder die Innenseite der Augenlider an. Sind sie blass statt rosa, ist das ein alarmierendes Zeichen für eine Anämie, die durch die Zerstörung der roten Blutkörperchen verursacht wird.
Dunkelbrauner oder rötlicher Urin: Dieses sehr spezifische Symptom, auch Hämoglobinurie genannt, entsteht, wenn die zerfallenen roten Blutkörperchen über die Nieren ausgeschieden werden. Es ist ein Notfall!
Gelbsucht (Ikterus): In schweren Fällen kann eine gelbliche Verfärbung der Schleimhäute und der Haut auftreten.
Wird die Krankheit nicht schnell erkannt und behandelt, kann sie unbehandelt innerhalb weniger Tage zum Tod führen. Es gibt aber auch einen chronischen Verlauf, der weniger offensichtlich ist. Dein Hund mag nur leichtes, wiederkehrendes Fieber oder einen schleichenden Gewichtsverlust zeigen, was die Diagnose erschwert. In diesen Fällen sind die Parasiten zwar vorhanden, aber das Immunsystem kann sie in Schach halten – zumindest für eine Weile.
Die gute Nachricht ist: Ein Tierarzt kann eine Babesiose durch einen Bluttest oder, für eine höhere Genauigkeit, einen PCR-Test diagnostizieren. Die Behandlung erfolgt mit speziellen Antiparasitika. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. In sehr schweren Fällen kann sogar eine Bluttransfusion nötig werden, um das Leben deines Hundes zu retten.
2. Ehrlichiose: Der heimliche Blutzerstörer
Eine weitere Krankheit, die oft unter dem Mantel der "Hundemalaria" fällt, ist die Ehrlichiose. Im Gegensatz zur Babesiose, die die roten Blutkörperchen angreift, befällt das Bakterium Ehrlichia canis die weißen Blutkörperchen, genauer gesagt die Monozyten und Lymphozyten deines Hundes. Diese Zellen sind ein wichtiger Teil des Immunsystems, was die Krankheit so gefährlich macht.
Der Hauptüberträger dieser Krankheit ist die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus), die typischerweise in den Mittelmeerländern vorkommt. Aber Vorsicht: Auch diese Zeckenart wird durch Reiseverkehr oder importierte Hunde immer häufiger bei uns gesichtet. Sie kann sich in beheizten Innenräumen sogar ganzjährig vermehren.
Ehrlichiose verläuft in drei Phasen. In der akuten Phase (1-3 Wochen nach dem Stich) sind die Symptome ähnlich wie bei der Babesiose: Fieber, Lethargie, Gelenkschmerzen und geschwollene Lymphknoten.
Die heimtückischste Phase ist die subklinische Phase. Dein Hund scheint sich vollständig erholt zu haben, der Erreger ist aber noch im Blut. Diese Phase kann Monate bis Jahre andauern. Viele Hunde bleiben dabei unerkannt und sind potenzielle Überträger. Das ist besonders gefährlich, weil die Krankheit in dieser Phase ohne Symptome fortschreiten kann und schleichend das Knochenmark angreift.
Nach dieser langen Zeit kann die Krankheit in die chronische Phase übergehen. Hier treten sehr ernste, oft irreversible Schäden auf:
Anhaltender Gewichtsverlust und Mattigkeit.
Nasenbluten (Epistaxis) oder andere unkontrollierte Blutungen, da die Blutplättchenproduktion gestört ist.
Lähmungserscheinungen oder neurologische Ausfälle.
Die Diagnose der Ehrlichiose ist anspruchsvoll. Dein Tierarzt wird Bluttests und serologische Untersuchungen (Antikörpernachweis) durchführen. Die Behandlung erfolgt mit einem speziellen Antibiotikum (meist Doxycyclin) über mehrere Wochen, was absolute Konsequenz von deiner Seite erfordert. Die Heilungschancen sind gut, solange die Krankheit nicht in die chronische Phase
übergegangen ist.
3. Anaplasmose: Der Tausendsassa unter den Zeckenkrankheiten
Die Anaplasmose ist eine weitere bakterielle Krankheit, die du kennen solltest. Auch sie wird oft fälschlicherweise als "Hundemalaria" bezeichnet. Sie wird durch den Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus) übertragen – der Zeckenart, die bei uns am häufigsten vorkommt und praktisch überall lauert, wo es Gras und Sträucher gibt.
Es gibt zwei Hauptformen der Anaplasmose, die du kennen solltest:
Anaplasma phagocytophilum: Dieser Erreger befällt bestimmte weiße Blutkörperchen, die Granulozyten. Die Symptome sind meist unspezifisch und oft auch milder als bei den anderen Krankheiten: Fieber, Gelenkschmerzen und Appetitlosigkeit. Diese Form ist auch für den Menschen relevant.
Anaplasma platys: Dieser Erreger greift die Blutplättchen an und führt zu einer periodischen Abnahme dieser Zellen, was das Risiko von Blutergüssen oder Blutungen erhöht. Die Symptome treten dabei oft schubweise auf.
Das Tückische an der Anaplasmose ist, dass ihre Symptome so unspezifisch sind. Oft wird die Krankheit nur durch Zufall bei einer Routineuntersuchung diagnostiziert.
Wichtig zu wissen: Viele Zecken sind mit mehreren Erregern gleichzeitig infiziert. Es ist also keine Seltenheit, dass ein Hund an einer Co-Infektion mit beispielsweise Borreliose und Anaplasmose leidet. Das erschwert die Diagnose und Behandlung zusätzlich.
4. Prävention ist dein bester Schutz
Nachdem du nun weißt, wie ernst diese Krankheiten sind, ist es an der Zeit zu handeln. Der beste Weg, deinen Hund zu schützen, ist die konsequente Zeckenprophylaxe. Hier hast du verschiedene Optionen, die du am besten mit deinem Tierarzt besprichst:
Spot-on Präparate: Diese Flüssigkeiten trägst du direkt auf die Haut deines Hundes auf. Sie wirken über das Fell und die Talgdrüsen und halten die Zecken fern oder töten sie ab.
Halsbänder: Sie geben den Wirkstoff kontinuierlich ab und bieten oft monatelangen Schutz.
Tabletten: Diese Präparate wirken systemisch von innen heraus, sodass Zecken beißen müssen, aber der Wirkstoff sie schnell abtötet.
Natürliche Mittel: Kokosöl, Ätherische Öle, Schwarzkümmelöl, Knoblauch können dafür sorgen, dass Zecken nicht auf den Hund gehen.
Darüber hinaus ist es unerlässlich, deinen Hund nach jedem Spaziergang gründlich nach Zecken abzusuchen. Zecken brauchen eine gewisse Zeit bis sie die richtige Stelle für einen Stich gefunden haben. Wenn du sie frühzeitig findest und fachgerecht entfernst, minimierst du das Risiko erheblich. Das richtige Entfernen ist dabei entscheidend, damit der Kopf nicht stecken bleibt.
Es gibt auch eine Impfung gegen Babesiose, die aber nicht vor allen Erregerstämmen schützt und den Zeckenschutz nicht ersetzt. Sie kann aber in Gebieten mit hohem Risiko eine sinnvolle zusätzliche Schutzmaßnahme sein, über die du mit deinem Tierarzt sprechen solltest. Die Impfung hält ca. 4 Wochen an und schützt in dieser Zeit deinen Hund. Nicht alle Tierärzte haben dieses Mittel dauerhaft vorrätig, da es importiert werden muss und nicht standartmäßig verimpft wird. Die Tierarztpraxis Niesky hat auf Grund des hohen Risikos diesen Impfstoff immer im Sortiment.
Fazit: Sei wachsam und schütze deinen Hund!
Der Begriff "Hundemalaria" mag irreführend sein, aber die Krankheiten, die er beschreibt, sind eine ernste Bedrohung für deinen Hund. Babesiose, Ehrlichiose und Anaplasmose können schwere, manchmal tödliche Verläufe nehmen, wenn sie nicht frühzeitig erkannt werden.
Dein Wissen über die Symptome und eine konsequente Zeckenprophylaxe sind die wichtigsten Waffen im Kampf gegen diese Parasiten. Sei immer wachsam, sprich regelmäßig mit deinem Tierarzt und sorge dafür, dass dein Hund sicher und gesund bleibt.
Wenn du irgendwelche der oben genannten Symptome bei deinem Hund bemerkst, zögere nicht und suche sofort deinen Tierarzt auf. Er kann eine genaue Diagnose stellen und die richtige Behandlung einleiten.
Hast du schon eigene Erfahrungen mit Zeckenkrankheiten bei Hunden gemacht oder möchtest du noch mehr über bestimmte Präventionsmethoden wissen? Ich stehe bereit, um dich zu unterstützen.
Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit und bis hoffentlich bald. Gruß Martin



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